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Heavy Rain: Wie eine Träne im Regen

5. Oktober 2008


Mit Porno-Filmen hatte Quantic Dream-Gründer David Cage vor Kurzem die Erzählkunst von Action-Spielen wie Uncharted: Drake's Fortune verglichen. Genau wie im Horizontalgenre würde in Uncharted stets nur Actionszenen, Zwischensequenzen und wieder Actionszenen linear aneinandergereiht. Nun musste der Franzose auf der Games Convention in Leipzig beweisen, dass er es in seinem neuesten Adventure Heavy Rain besser kann. Heavy Rain soll ein Spiel für Erwachsene werden. Nicht in dem Sinne, wie es die Porno-Branche zelebriert, nein, die Charaktere sollen glaubwürdige, emotionale Figuren mit realen Problemen sein, und nicht die klischeehaften Superhelden sonstiger Action-Spiele. Auch soll Heavy Rain nicht ins Paranormale abdriften wie der Vorgänger Fahrenheit am Ende.

Dass Cage es ernst meint, sieht man bereits im Menü, wenn man der Protagonistin in ihre unsicher umhertastenden Augen sieht, die von Filmaufnahmen realer Menschenaugen quasi nicht mehr zu unterscheiden sind. Quantic Dream hat dazu schlichtweg reale Augenbewegungen per Motion-Capturing abgetastet und nicht versucht, diese künstlich zu animieren. "Dafür ist das Auge mit seinen subtilen Bewegungen zu komplex." Das Ergebnis ist ein digitaler Spielcharakter, der allein schon mit seinen Augen starke Emotionen vermittelt.

Heavy Rain: Wie eine Träne im Regen

Zu sehen war in Leipzig ein kleines Nebenabenteuer aus dem Spiel, das in verschiedenen Varianten durchgespielt wurde. Der Spieler steuert dabei eine Journalistin, die das mysteriöse Verschwinden einiger Frauen untersucht. Dabei stößt sie auf ein verlassenes Haus, in das sie versucht, möglichst unbemerkt hineinzugelangen. Als sie durch ein offenes Fenster einsteigt, bemerkt sie, dass das Haus von einem Präparator bewohnt wird, der im Erdgeschoss ausgestopfte Vögel aufgehängt hat. Im Obergeschoss stößt sie auf eine Leiche im Bad und findet im Schlafzimmer mehrere ausgestopfte Frauen. Just in diesem Moment kommt der Hausherr zurück und sie muss unbemerkt entkommen. Dazu wechselt das Spiel in einen Split-Screen-Modus, um die Aktionen des Präparators und der Journalistin parallel zu zeigen.

Im ersten Durchgang kann die Frau unbemerkt entkommen. Spielt man die Szene ein zweites Mal durch, wird sie entdeckt und es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd und Kampfszenen, bei denen der Spieler immer im richtigen Moment die richtige Taste drücken muss, die auf dem Bildschirm angezeigt wird. Der Vorgänger Fahrenheit ließ sich ähnlich steuern. Auch hier kann die Protagonistin schließlich entkommen. "Es gäbe aber auch die Option, dass sie stirbt und die Geschichte ohne sie weiter geht", erklärt Cage.

Die ganze Szenerie wird mit sehr detaillierter Grafik und kinoreifer Kameraführung gezeigt. Hier hat sich seit Fahrenheit wirklich viel getan. Ob die Steuerung allerdings wirklich so intuitiv ist, wie Cage behauptet, muss sich erst noch zeigen. Für viele Aktionen, wie etwa bei der Dialogauswahl, muss der Spieler das Gamepad mit dem Bewegungssensor in eine bestimmte Richtung kippen. Ein simpler Knopfdruck wäre hier einfacher. Auch lässt sich die Figur nicht direkt per Analogstick steuern, sondern rennt beim Drücken einer Schultertaste stets vorwärts. "Wir arbeiten noch an der Steuerung und versuchen, die beste Konfiguration herauszufinden", erklärte Cage.

Heavy Rain soll im ersten Durchgang etwa 8 bis 12 Stunden dauern. Das ist für ein Adventure etwas kurz, für einen interaktiven Film jedoch recht lang. Zudem böte das Spiel an vielen Stellen verschiedene Handlungsoptionen, die zum mehrmaligen Durchspielen motivieren sollen, erklärt Cage. Heavy Rain soll im kommenden Jahr exklusiv für die PS3 von Sony erscheinen.



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